Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft
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Der Konflikt im Nahen und Mittleren Osten

Themenschwerpunkt Armenien

 

Gemeinsame Vortragsreihe der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem

 

Veranstaltungsort: Theologisches Zentrum,  Franziskussaal, Alter Zeughof 1, Braunschweig

Mi., 11.02.2015, 19.00 h

 

Dr. Michael Lüders (Berlin)

 

"Machtpolitik ohne Rücksicht auf Verluste – Der Stellvertreterkrieg in Syrien"

 

Täglich erreichen uns Schreckensnachrichten aus dem Nahen und Mittleren Osten, verbunden mit den Namen von Konfliktparteien, die wir kaum noch einzuordnen verstehen. Wer steht eigentlich mit wem und gegen wen im Konflikt?

Längst ist aus dem syrischen Bürgerkrieg ein Stellvertreterkrieg geworden. Der Konflikt hat auch Auswirkungen auf den Irak und hat den „Islamischen Staat“ stark gemacht. Welche Akteure folgen welchen Interessen? Welche Möglichkeiten gibt es, den Konflikt beizulegen?

 

Mit Dr. Michael Lüders, Publizist und Islamwissenschaftler, wurde der Auftakt zu einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe zusammen mit der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem gemacht.

 

Di., 03.03.2015, 19.00 h

 

Prof. Dr. Ulrich Menzel (TU Braunschweig und MBWG)

 

"Wasser! Am Beispiel Jordangraben"

 

Ein in der Weltöffentlichkeit wenig zur Kenntnis genommener Aspekt des Nahost-Konflikts ist der Verteilungskonflikt um das Wasser des Jordanbeckens und das fossile Wasser, das in den grenzüberschreitenden Aquiferen der Region gespeichert ist. In ariden oder semiariden Gebieten ist Wasser in nahezu jeder Hinsicht von elementarer Bedeutung. Wer den Zugang zu Wasser kontrolliert, bestimmt auch dessen Verteilung und Nutzung.

Im Vortrag wurden die z. T. militärisch erzwungene geopolitische Lage der Anrainer, die Bewirtschaftung des Beckens durch Dämme, Kanäle, Pumpstationen und Speicher, dessen Übernutzung, die im Austrocknen des toten Meeres zum Ausdruck kommt, und die bislang gescheiterten Pläne und Verträge vorgestellt, um zu einem Verteilungskompromiss unter den Anrainern zu kommen. Das Projekt, Wasser aus dem Golf von Akaba in das Tote Meer zu pumpen und so den Wassermangel zu lindern, könnte ein Einstieg in die Befriedung des Nahost-Konflikts sein.

Di., 21.04.2015, 19.00 h

 

Prof. Dr. Heike Behlmer (Universität Göttingen)

 

"Eine Kirche der Märtyrer und Asketen - Die Kopten"

 

Die koptisch-orthodoxe Kirche Ägyptens ist mit mehreren Millionen von Gläubigen heute die mit Abstand größte christliche Glaubensgemeinschaft in der arabischen Welt. Allerdings haben die politischen Ereignisse in den letzten Jahrzehnten zur Emigration zahlreicher Christen auch aus Ägypten geführt, eine Tendenz, die sich aktuell verstärkt.

„Eine Kirche der Märtyrer und Asketen: die koptisch-orthodoxe Kirche Ägyptens schildert die historischen Wurzeln dieser Gemeinschaft in Spätantike und Mittelalter, insbesondere zwei Aspekte, die bis heute identitätsbildend und –stiftend sind: das Mönchtum und die Märtyrer der frühchristlichen Zeit.

Donnerstag, 01.10., 19.00 h

 

Prof. Dr. Mihran Dabag (Ruhr-Universität Bochum,

Leiter des Instituts für Diaspora und Genozidforschung, Träger des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises 2003)

 

"Der Völkermord"

 

Im Schatten des Ersten Weltkriegs ereignet sich in den Jahren 1915/16 der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich, das am 29. Oktober an der Seite Deutschlands und Österreichs in den Krieg eingetreten war. Von regierungsoffizieller Seite wurden die Deportationen der Armenier als kriegsnotwendige Vorkehrungen deklariert. Eingebunden waren die Maßnahmen jedoch in eine nationalpolitische Vision, die auf eine Homogenisierung der Bevölkerung des Osmanischen Reiches zielte.

Der Vortrag diskutiert die einander überlagernden Dynamiken kriegerischer und genozidaler Gewalt und ordnet die Politik der Vernichtung gegenüber den Armeniern in den Kontext der Transformation des Osmanischen Vielvölkerstaates in einen modernen Nationalstaat nach westlichem Vorbild ein. Schließlich wird nach der erinnerungspolitischen Dimension der Fahrung des _Völkermords von 1915/16 gefragt werden.

 

Dienstag., 13.10., 19.00 h

 

Prof. Dr. Dietmar Brandes (Präsident der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft

und Leiter der AG Vegetationsökologie an der TU Braunschweig)

 

"Garten Eden, Fruchtkammer Europas"

 

Die Vielfalt der Kaukasusregion an Lebensräumen sowie an Pflanzen- und Tierarten ist beeindruckend: Das Gebiet beherbergt mindestens 6.500 Gefäßpflanzenarten und stellt damit einen der 34 "Hotspots" der Biodiversität auf der Erde dar. Allein im heutigen Armenien kommen (auf der Fläche des Bundeslandes Brandenburg) etwa 4.000 Gefäßpflanzenarten vor. Hiervon sind 125 Arten endemisch, d. h. sie kommen weltweit nur in Armenien vor.

Das heutige Armenien besitzt ebenso wie die wesentlich größeren Gebiete des historischen Armeniens eine kaum zu überschätzende Bedeutung als Herkunftsgebiet vieler unserer Nahrungspflanzen. Beispiele für die hohe Agrobiodiversität sind wildwachsende Verwandte des Weizens ebenso wie zahlreiche Obstgehölze (Birnen, Wein Granatapfel, Aprikosen u. v. a.). Armenien ist zudem Herkunftsgebiet von ca. 300 heute in Mitteleuropa kultivierten Zierpflanzenarten.

 

Dienstag, 03.11., 19.00 h

 

Univ.Doz. Dr. Dr. h. c. Jasmine Dum-Tragut Bakk. rer. nat.  (Abteilung für Armenologie, ZECO Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens, Universität Salzburg)

 

"Die armenische Diaspora"

 

Die armenische Diaspora zählt zu den traditionellsten Diasporagemeinschaften der Welt. Händler, Handwerker, aber auch Künstler und Dichter haben den Ruhm der Armenier in der ganzen Welt verbreitet. Und so einiges auch zu den Kulturen ihrer Gastländer beigetragen - oft sogar Ungeahntes.

Die Diaspora ist jedoch in den letzten Jahrzehnten einem starken Wandel unterworfen. Nicht nur die unabhängige Republik Armenien, sondern demographische Entwicklungen, die durch Kriege und Wirtschaftskrisen bedingt sind, Globalisierung und Internet haben Sprache, Kultur und Religion verändert. Viele Diasporagemeinden drohen unterzugehen. Ein Beispiel dafür sind die Armenier in Jerusalem, die ganz besondere Traditionen und sogar einen sehr eigentümlichen Dialekt bis ins 21. Jahrhundert retten konnten. Der Vortrag gibt Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des "verstreuten Armeniertums".

 

Dienstag, 17.11., 19.00 h

 

Domprediger i. R.  Joachim Hempel, Braunschweig

 

"Armenien: eine religions- und kulturgeschichtliche Wetterscheide"

 

Heute klein, kaum auf der Weltkarte zu entdecken: Armenien im Kaukasus. Einst groß und bedeutend, nicht zu übersehen. Wie steht es heute um Volk und Land? Die geophysikalische und geopolitische Lage hat die Völker des Kaukasus zu sehr viel eigener Entwicklung herausgefordert, gleichzeitig Handelskarawanen und militärische Eroberer gelockt. Armenien - ein Bindeglied zwischen Fernost, Mittelost, Nahost und dem Mittelmeer mit seinem europäischen Westen. Bereits die Uratäer wussten auf dieser Klaviatur zu spielen. Architektur, Kunst, Religion und Wirtschaft brachten Bemerkenswertes ins "Welt-Kultur-Erbe" ein, längst bevor die UNO den Begriff reklamierte.

Für das junge Christentum wurde Armenien ein Nukleus der ersten Stunde; noch bevor im Römischen Reich Konstantin im Kreuz ein Zeichen erkannte, erhob in Armenien im Jahre 301 König Trdat III. das Christentum zur Religion für Land und Leute. Kreuzkuppelkirchen und Kreuzsteine wurden Ausdruckszeichen und entfalteten Prägekraft. Literatur wurde zum Lebenselixier. - Armenien: es hat unsere Beachtung verdient.

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