Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft
Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft

Akademievorlesungen im Schloss 2018, 2. Halbjahr

Rhythmus in Natur und Kultur

 

Gemeinsame Veranstaltung der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und der Stadt Braunschweig

 

Veranstaltungsort:

Kulturinstitut der Stadt Braunschweig, Roter Saal, Schlossplatz, 38100 Braunschweig

 

Rhythmen sind ein alltägliches Phänomen, dem wir überall begegnen können: in mikroskopischen bis zu raumzeitlichen Prozessen im Kosmos, in spontanen, natürlichen bis zu komplexen künstlichen Perioden. Wir tragen sie in uns in dynamischen Stoffwechselveränderungen, im Wechsel der Atmung und des Kreislaufs, im Schlaf-/Wach- und Tag-/Nacht-Rhythmus, im Wechsel der Wochen- und Jahreszeiten mit dem Keimen, Wachsen, Blühen, Reifen , Vergehen und Neuerstehen. Wir erleben und gestalten Rhythmen in unserer Sprache, im Gesang, in unseren Bewegungen in Tanz und Musik. Natürliche Rhythmen zeigen sich auch in so fest gebauten Gebilden wie z. B. in italienischen Palazzi oder Kosmaten-Mosaiken oder in kristallinen Gitterstrukturen. Wir sehen sie in der spiraligen Ordnung der Kerne im Fruchtboden der Sonnenblume oder den quirligen Blattansätzen vielen Blumen, in den Gezeiten der Meere, in periodischen Farb- und Gestaltwechseln in der Malerei oder der Computergraphik. Vor allem hören wir sie in dem bewegenden Reichtum der Musik:

 

Der Vielfalt der Entstehung und der Erscheinung von Rhythmen entsprechend widmen sich so unterschiedliche Wissenschaften und Künste wie die Chronobiologie und die Architektur, die Psychologie wie die Geowissenschaft dem Phänomen des Rhythmus. Diesen reichen Aspekten gelten die Akademie-Vorlesungen in 2018.

 

Seien Sie wieder herzlich willkommen zu der Reihe der Akademie-Vorlesungen im Schloss. Lassen Sie sich wieder faszinieren von der Vielfalt alltäglicher Erscheinungen und begeistern von den Vorträgen und der Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit den Referenten.

 

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bei Rückfragen erreichen Sie uns unter der Telefonnummer: 0531/14466 oder per E-Mail: info@bwg.niedersachsen.de

 

Prof. Dr. Otto Richter

Präsident der

Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft

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bereits gehaltene Vorträge:


Di., 20. Februar, 18.30 Uhr

Prof. Dr. Evgeni Ponimaskin und Dr. Alexander Wirth

Institut für Celluläre Physiologie der Medizinischen Hochschule Hannover


Ticken wir noch ganz richtig? Biorhythmen im 21. Jahrhundert

In der Natur sind viele Prozesse bei Pflanzen und Tieren vom Licht abhängig und werden durch dieses gesteuert. Im Laufe der Jahrmillionen haben sich deswegen Lebens-rhythmen an den Lauf des Lichts angepasst und mit ihm entwickelt. Evolutionäre Prozesse haben uns Menschen zu tagaktiven Säugetieren gemacht, doch in der modernen Gesellschaft gerät dieser Rhythmus immer häufiger aus der Kehr. Das Licht ist auch heute noch unser stärkster Zeit- geber, allerdings längst nicht mehr nur das Sonnenlicht. Darüber hinaus werden intrinsische biologische Rhythmen von viel mehr Faktoren beeinflusst als nur dem Licht. Neueste Forschung zeigt zum Beispiel, dass alle Organe eigene Uhren haben und eine Desynchronisation derer uns krank machen kann. So sind wir morgens leistungsfähig, mittags brauchen wir eine Pause, nachmittags sollen wir zum Zahnarzt und abends ein wenig Sport machen, bevor wir uns nachts zur Ruhe legen müssen.

 

Di., 13. März, 18.30 Uhr

Prof. Dr. Dietmar Brandes,

Institut für Pflanzenbiologie/Abtlg. Vegetationsökologie der TU Braunschweig, Altpräsident der BWG:


Rhythmen in der Vegetation

Für das Verständnis der Vegetation sind die folgenden Fragen interessant: Wie stimmt die innere Uhr einer Pflanze die molekularen und physiologischen Prozesse auf den sich rhythmisch wiederholenden Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit ab? Um welche Uhrzeit wachsen Pflanzen am schnellsten? Woran kann eine Pflanze rechtzeitig das Herannahen der für sie ungünstigen Jahreszeit erkennen? Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der Anpassung der Vegetation in den verschiedenen Klimazonen an die exogenen Rhythmen. Was hat die dendrologische Altersbestimmung mit Vegetationsrhythmen zu tun? Gibt es Barrieren für die Ausnutzung längerer Wachstumsperioden bei Klimaerwärmung und haben sie Auswirkungen auf Land- und Forstwirtschaft?

Di., 10. April, 18.30 Uhr

Prof. Dr. Thomas Vogtherr

Historisches Seminar der Universität Osnabrück; Mitglied der BWG:

Der Einfluss des Kalenders auf das Alltagsleben im Mittelalter - Warum Weihnachten am 25.12. gefeiert und vor Ostern gefastet wird

Der Kalender gibt dem Leben einen Rhythmus. Im Mittelalter gestaltete und verwaltete die christliche Kirche den Kalender: Feiertage galten der Erinnerung an biblisches Geschehen, an Heilige und an herausragende Persönlichkeiten der Heilsgeschichte. Der Wochenrhythmus der Schöpfungsgeschichte und die Abfolge der Monate und Jahreszeiten gaben dem Alltag immer wiederkehrende Orientierungsdaten. – Der Vortrag geht der Frage nach, wer für die Festlegung der Kalenderinhalte verantwortlich war und wie die Folgen des Kalenders spürbar wurden. Der Kalender wird als ein Erzeugnis der schriftlichen Hochkultur betrachtet, das tief in die nichtschriftliche Alltagskultur hineinwirkt.

 

Di., 29.05., 18.30 Uhr

Prof. Dr. Ulrich Joger

Direktor des Staatlichen Naturhistorischen Museums Braunschweig

Bildautor: Davide Bonadonna

Rhythmen in der Erdgeschichte - Artenwandel und -Aussterben in den letzten 500 Milionen Jahren

 

Große Aussterbeereignisse gab es in der Erdgeschichte mehr oder weniger regelmäßig - ist darin ein Rhythmus zu erkennen? Und wie verhält es sich mit dem "rhythmischen" Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten im Pleistozän?

Diesen Fragen geht Prof. Joger in seinem Vortrag nach. Dabei geht er sowohl auf die mutmaßlichen Ursachen von Klimaschwankungen als auch auf angenommene Degenerationserscheinungen von Tiergruppen, z. B. den Dinosauriern ein.

 

Dienstag, 25.09., 18.30

Rainer Ottinger, Architekt, Braunschweig

Fotograf: Andreas Bormann

Rhythmus in der Architektur

Rhythmus ist als Begriff eher im Bereich der Musik bzw. der Tanzbewegung bekannt.

Als Gestaltungsprinzip kommt dem Rhythmus auch in der Architektur eine große Bedeutung zu. Ob im Städtebau mit der rhythmischen Abfolge von Straßen, Plätzen und Gebäudeblöcken, in der Entwicklung der äußeren Erscheinung des Bauwerks mit Proportionen, Öffnungen und Materialien bis hin zur Raumfolge und Oberflächen im Gebäudeinnenbereich. Entscheidend für das Gesamtbild ist der rhythmische Zusammenhang.

Anhand von gebauten Beispielen wird der Rhythmus als konzeptionelle Gestaltungsmethodik dargestellt.

Dienstag, 16.10., 18.30

Prof. Dr. Stephan Weber, Institut für Geoökologie, Klimatologie und Umweltmeteorologie, TU Braunschweig

Rhythmen in der Atmosphäre: über El-Nino, Sonnenfleckenzyklen und Wochenendeffekte

Viele wichtige atmosphärische Prozesse unterliegen einem mehr oder weniger deutlich strukturierten zyklischen Verhalten. Dieses wird durch äußere (externe) Randbedingungen gesteuert oder durch interne Wechselwirkungen im Klimasystem ausgelöst.

Der Vortrag beleuchtet den Rhythmus der Atmosphäre: er stellt Klimaschwankungen auf unterschiedlichen Zeitskalen vor und geht der Frage nach, warum in der Stadtklimaforschung der Wochenrhythmus, d. h. die gezielte Unterscheidung zwischen Werktagen und Wochenenden, von Bedeutung ist.

Mittwoch, 28.11., 18.30

Prof. Dr. Claudia Blümle, Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin, Professur für "Geschichte und Theorie der Form" Exzellenzcluster "Bild - Wissen - Gestaltung"

Rhythmus als Form - Zeitliche Bildgestaltung in der Malerei

Raum und Zeit in ein bildliches Verhältnis des Hier und Da zu bringen, ist eine Aufgabe, die die Malerei immer wieder aufs Neue herausgefordert hat.

Im Vergleich verschiedener Positionen der Kunstgeschichte sollen im Vortrag unterschiedliche Konzepte der rhythmischen Bildgestaltung von der Antike bis zur abstrakten Malerei vorgestellt werden. Im Vergleich dieser Werke steht im Zentrum die Frage, auf welche Weise sich die bildende Kunst auf eine Verzeitlichung der Wahrnehmung bezieht.

 

Rhythmus in Natur und Kultur
2018_Flyer_AkademieVorl_HJ(1)_neu.pdf
PDF-Dokument [2.3 MB]
AV_2.Halbjahr
Akademievorlesung 2. Halbjahr 2018
Akademievorlesung2.HJ_2018.pdf
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